Nachhaltigkeit in der Eventbranche: Was können Locationbetreiber:innen tun?

Christian Lehnert erklärt, welche Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit in jeder Eventlocation sofort umgesetzt werden sollten und wie Kommunikation helfen kann, Ressourcen zu sparen.

Inhaltsverzeichnis

Christian Lehnert ist Experte für nachhaltiges Catering in der MICE-Branche. Er ist seit 20 Jahren im Catering- und Eventmanagement tätig und hat zahlreiche Veranstaltungen geplant und umgesetzt. Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung und die Aufklärung, was dagegen getan werden kann, ist Christan Lehnert besonders wichtig. Mit eventlocations.com spricht er über genau dieses Thema und weitere Maßnahmen, die Locationbetreiber:innen für eine nachhaltigere Eventbranche umsetzen können.

Viele Locationbetreiber:innen möchten Events nachhaltiger gestalten. Gibt es Maßnahmen, die in jeder Location sofort umgesetzt werden können?

Jede Location kann sich selbst einmal prüfen, was auf ihrem Grund und Boden möglich ist. Es geht dabei bei ganz einfachen Dingen los: Es sollte geprüft werden, ob der Bezug von erneuerbarer Energie schon geregelt ist, das betrifft die elektrische Energie aber auch das Thema heizen und klimatisieren. Wenn noch fossile Energien eingesetzt werden, sollte das mindestens kompensiert werden.

Wer eine große Industrielocation hat, hat auch ein großes Dach. Hier können Sonnenkollektoren und Solarzellen in Betracht gezogen werden. Solche Aktionen werden bezuschusst und sind mit keiner großen Hürde verbunden.

Als nächstes sollten die Leuchtmittel angesehen werden. Wer noch kein LED verbaut hat, sollte schleunigst darüber nachdenken. Außerdem sollte mit Bewegungsmeldern gearbeitet werden, vor allem bei langen Fluren.

„Häufig werden immer noch Aufsteller aus Kunststoff verwendet, die nach einem Event entsorgt werden“

Grundsätzlich sollte zudem sämtlicher Abfall getrennt werden und so wenig wie möglich entsorgt werden. Das kann von der Location unterstützt werden, z.B. beim Thema Ausschilderung. Häufig werden immer noch Aufsteller aus Kunststoff verwendet, die nach Events entsorgt werden, weil beispielsweise eine Jahreszahl oder der Name des Events auf dem Schild steht. Am besten wäre es, wenn die Location ein digitales Wegeleit-System zur Verfügung stellt.

Auf dem WC sollte darauf geachtet werden, dass Infrarot gesteuerte Armaturen vorhanden sind, damit beim Händewaschen auch wirklich nur die Wassermenge herauskommt, die benötigt wird. Der Wasserhahn kann mit einem Perlstrahler ausgestattet werden, damit möglichst wenig Wasser verbraucht wird. Natürlich sollte auch die Toilette mit einer Spar-Taste ausgestattet sein. Das sind ganz schnelle Dinge.

Gibt es weitere wichtige Maßnahmen, die bisher noch zu selten bedacht werden?

Teilnehmer:innen kann angeboten werden, mit dem Veranstaltungsticket der Deutschen Bahn anzureisen. Gäste sollten zudem grundsätzlich ein ÖPNV-Ticket für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt bekommen.  Wenn gewünscht, kann auch ein Bus-Shuttle organisiert werden.

Zusätzlich sollten Locationbetreiber:innen schauen, mit wem sie kooperieren. Häufig wird nach Hotelempfehlungen gefragt, da sollte darauf geachtet werden, Hotels vorzuschlagen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Das könnte eine Service-Leistung sein, die dem Kunden gefallen kann und auch einen Nutzen bringt.

Eine weitere schöne und verhältnismäßig einfache Sache ist die Bereitstellung von Wasser. Das wird immer gebraucht. Es kann über Wasserspender an zentralen Orten wie Konferenzbereichen nachgedacht werden, die direkt an das Trinkwassernetz angeschlossen sind. Ansonsten sind Glasflaschen die erste Wahl, jedoch werden diese mit viel Energie hergestellt und der Transport ist mit einem hohen CO2-Ausstoß verbunden, da Glasflaschen sehr schwer sind. Dennoch werden Glasflaschen öfter befüllt als Kunststoffflaschen. Sie sind ökologischer, gesünder und es schmeckt besser.

Sie sind ein Experte im Bereich des nachhaltigen Event-Caterings. Viele bieten regionale sowie vegetarische und vegane Speisen bereits an. Was kann noch verbessert werden?

Mein Lieblingsthema: vegan/vegetarisch bekommt grundsätzlich eine grüne Flagge, löst häufig aber noch ein rotes Tuch aus. Trotzdem können wir etwas tun. Mein Favorit ist, dass der pflanzenbasierte Anteil in einem Catering erhöht werden muss. Eine durchschnittliche Portion wiegt 500 Gramm, dafür werden 1.400g CO2-Äquivalente ausgestoßen, wenn die Fleischportion die Hälfte, das Gemüse und die Beilage jeweils ein Viertel ausmachen. Nehme ich dieselben Komponenten im Drittel-Mix, reduziert sich das schon um 400g und würde ich ganz auf das Fleisch verzichten, hätte man nur noch einem Gesamtausstoß von 270g (bei gut produziertem Gemüse). 270g gegen 1.400g CO2-Äquivalente ist natürlich ein gigantischer Schritt.

„Das Gemüse ist der Star auf dem Teller“

Hier ist ganz klar das Stichwort: Das Gemüse ist der Star auf dem Teller. Nicht die große Fleisch-Schneidestation ist das Highlight, sondern da muss wirklich ein tolles Gemüse-Gericht daher. Das Fleisch ist nur noch ein Goodie dazu.

Saisonale und regionale Lebensmittel sind ebenfalls sehr wichtig, trotzdem darf man sich nicht scheuen, eine Zitrone zu verwenden, solange die aus Bio oder fairem und ökologischem Anbau ist, ist das grundsätzlich gut. Wenn wir von Produkten aus fernen Ländern sprechen, sollten wir darauf achten, dass diese auch entsprechend fair gehandelt werden.

„Es muss neu kommuniziert werden: Es kann durchaus sein, dass mal eine Speise ausgeht“

Was tatsächlich auch noch sehr wichtig ist: Der Kunde oder die Kundin muss mit dem Caterer sprechen. Offen und ehrlich. Wenn ein Buffet bestellt wird, werden ca. 30% der mitgebrachten Speisen nicht gegessen. Weil es einfach zu viel ist. Das resultiert aus „Das Essen darf niemals ausgehen“, das ist der größte Albtraum für jeden Kunden und Caterer. Es sollte klarer kommuniziert werden. Man kann auch sagen: „Wir haben ein tolles Catering, es kann durchaus sein, dass mal eine Speise ausgeht, aber dann nehmt ihr eine andere.“ Das ist ein wichtiges Thema, das zur Kommunikation mit den Gästen gehört. Generell sollten sich Kund:innen immer von Caterern beraten lassen, dann lässt sich schon viel Ressourcenverschwendung vermeiden.

Foto: Christian Lehnert

Es gibt viele Unternehmen, die „Greenwashing“ betreiben. Was hilft dabei, Vertrauen zu gewinnen?

Ich vermute immer Greenwashing, wenn das Einzige, was mir versprochen wird ist, dass die Veranstaltung CO2-neutral ist. Das bedeutet häufig, dass da einfach nur ein Zertifikat ausgestellt wird, das mit Geld bezahlt ist und das dann eine gewisse Umweltleistung ausgeglichen wird. Das heißt zum Beispiel, dass irgendwo Bäume gepflanzt werden. Das ist eine gute Grundidee, aber das reicht einfach nicht. Gibt es eine Teilnahme an nachhaltigen Management-Systemen, beispielsweise der EMAS (europäisches Umweltmanagementsystem) oder der ISO 20121 (internationales Eventmanagement-System für nachhaltigere Veranstaltungen). Dann weiß ich, da steckt schon ein bisschen mehr dahinter.

Was tun Sie privat für mehr Nachhaltigkeit?

Ich schaue, dass ich so wenig Kleidung wie möglich kaufe und dass sie möglichst lange hält. Ich habe letztens festgestellt, dass ich Sachen habe, die über 10 Jahre alt sind. Ich habe meine Ernährung dahingehend umgestellt, dass ich Fleisch wirklich stark reduziert habe. Früher war es ein Faible von mir, heute nicht mehr. Und ich stelle fest, man fühlt sich auch viel besser mit dieser neuen Ernährungsform. Und da ich jetzt nicht der große Fan von öffentlichem Nahverkehr bin, habe ich auf Elektromobilität umgestellt, nicht auf hybrid, sondern auf rein Elektro. Und ich hoffe, dass ich dann im Lebenszyklus dieses Fahrzeugs dann auch entsprechend meinen Beitrag leisten kann. Das ist dann auch nochmal so ein strittiger Punkt. Und: ich habe ein Fahrrad und nutze das auch.

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